05.08.2017

Knapp zum deutsch-polnischen Verhältnis

Die Kopernikus-Gruppe, ein deutsch-polnisches Diskussionsforum, das beträchtlichen Anteil am bisherigen harmonischen Narrativ des deutsche-polnischen Verhältnisses hat, findet die Gründe für dessen Verschlechterung nicht in "objektiven Bedingungen", sondern in der Politik der PiS: "An den objektiven Bedingungen der Partnerschaft habe sich nichts geändert: [an der] geografischen Lage der Nachbarn, [an der] strategischen  Bedeutung als Wirtschaftspartner, [an den] Sicherheitsinteressen [beider Länder]." 

Es stimmt aber nicht, dass die Sicherheitsinteressen Deutschlands und Polens je gleich gelagert gewesen waren. Im Verhältnis zu Russland sind sie von jeher unterschiedlich. Deutschland wird von Russland nicht bedroht  und nimmt sich als sicher wahr, das gilt für Polen so nicht. Die deutschen und die polnischen Interessen gegenüber Russland sind deshalb unterschiedlich. Sie wirksam zu koordinieren ist nur im Rahmen einer föderalen Struktur - der EU - möglich.

Die heutige Entfernung beider Staaten voneinander geht in diesem Zusammenhang auf die unzähligen Fehler und Auslassungen im beiderseitigen Verhältnis zurück, die eine endgültig abgeschlossene Periode kennzeichneten, in der man auf beiden Seiten den besagten gewichtigen Unterschied auszublenden versuchte. Diese Ausblendung half dabei, die zweifellos auf vielen Feldern vorhandene "deutsch-polnische Interessengemeinschaft"  zur heilen Welt zu stilisieren. Die Eliten Polens hatten übrigens den Traum von der heilen Welt aus Deutschland importiert. Ihrer Fähigkeit, eigene Interessen wahrzunehmen, hat es nicht unbedingt geholfen. Wenn ein schwächerer und ein  stärkerer Partner unter gleicher Wahrnehmungsschwäche leiden, kommt der Stärkere mit dieser Krankheit besser zu Recht.