21.02.2025

Trump als Mefisto


Philosophen streiten von jener über die klassische (und einzig zutreffende) Definition der Wahrheit: "Wahrheit ist das, was der Wirklichkeit entspricht". So verstandene Wahrheit ist nicht immer leicht zu finden und wenn sie angegriffen wird, wird sie sich selbst nicht verteidigen können. Sie muss verteidigt werden.

Trump sagt idiotische, zuweilen widerliche Sachen, die nichts mit der so verstandenen Wahrheit zu tun haben: Zelensky sei ein "Diktator", der die Hauptverantwortung für den Krieg um die Ukraine trage. Aber in Politik dienen Worte niemals primär der Wahrheitssuche. Vielmehr besteht die Kunst der politischen Rhetorik darin, die Sprache für die anzustrebende Sache erfolgreich einzusetzen.

Trump macht es sich dabei leicht. Ihm sind seine eigenen Worte schlichtweg egal. Er handelt als ein perfektes Produkt des Westens von heute, in dem die Wahrheit - nicht nur unter Politikern, sondern auch (und vor allem) unter Journalisten, sogar Lehrern - massiv missachtet wird. Mit anderen Worten: Er will seine westlichen Gegner damit schlagen, was er ihnen vorwirft: mit Lüge und Manipulation.

Über Lüge und Manipulation im öffentlichen Raum soll man sich empören, man muss über beides entsetzt sein, und zwar laut. Dieser Widerspruch dient der Verteidigung der Wahrheit.

Will man aber darüber hinaus Politik verstehen, muss man noch denken wollen. Das bedeutet: Man muss einschätzen, welche politischen Ergebnisse die verlogene politische Rhetorik gebracht hat. Was hat also Trump erreicht?

Der amerikanische Präsident muss einerseits über negative Reaktionen in Europa auf den prorussischen Unsinn, den er von sich gibt, verwundert sein. Andererseits muss er mit Genugtuung festellen, dass er, der immer sagte, dass er die amerikanischen Kosten des Krieges um die Ukraine den Europäern aufbürgen wird und niemals seine Soldaten in die Ukraine schickt, diesen Zielen wesentlich näher gekommen ist. Hätte jemand vor einer Woche, bevor Trump seine idiotischen Aussagen gemacht hat, behauptet, dass in Deutschland darüber laut nachgedacht wird, Truppen in die Ukraine zu schicken (dies im Wahlkampf!), wäre er für einen Trottel gehalten worden. Hätte jemand damals gesagt, dass Paris und London ganz offen ihre Bereitschaft erklären würden, ihre Truppen in der Ukraine zu stationieren, wäre er ausgelacht worden...

Wenn jemand Macht hat und Böses tut (sagt), verändert er die Wirklichkeit. Trump ist ein Teil dieser Kraft, die das Böse will und das Gute schaft - zumindest für Europa.

Aber selbstverständlich hat er nicht die Macht, das Böse in Europa zu beseitigen: die Verlogenheit der Sicherheitsparasiten; die schon fast rassistische Selbstüberschätzung der geostrategischen Dummköpfe; die Faulheit, die als soziale Gerechtigkeit ausgegeben wird; das falsche Verständnis von einer guten, staatlich gelenketen kinderlosen Gesellschaft, die sich der (vermeintlich) schwächeren Völker bedient

Dieses europäische Böse müssen die Europäer schon selbst loswerden. Das Böse von Trump reicht dazu nicht aus.