03.12.2013

Aktueller Bericht aus Kiew vom 2.12.2013

Bin am Montag um ca. 19.00 Uhr am kalten - nur minus 2-3 Grad, aber ein sehr starker Wind - Majdan angekommen. Auffallend war die Ausgelassenheit der Demonstranten, wozu gewiss die Tatsache beigetragen hat, dass die Miliz sich nicht blicken ließ. Chreschtschjatik und Majdan sind folglich voll in Händen des Volkes. Im Gegensatz zu gestern (wie man mir berichtet hat) sieht man schon gute Organisation der auch als "event" gedachten "Revolution": die Bühne, auf der Auftritte für die versammelte Menge stattfinden, ist professionell aufgebaut, der Platz der Unabhängigkeit mit quasi-Barrikaden umzingelt, die zivilen Ordnungsdienste unübersehbar.
Im Gegensatz zu 2004 überwiegen junge Menschen auf dem Platz. Die Teilnehmer aus anderen Orten des Landes sind nicht so zahlreich wie damals gekommen. Ähliches kann man über die Ausländer sagen: nur Gruppen von Georgiern und Polen sind richtig erkennbar.
Von politischen Organisationen sind drei am sichtbarsten: die rechtsradikale Svoboda, Batkivschtischna von Julia Tymoschenko und Udar von Klitschko.






Der für heute angekündigte Generalstreik fand de facto nicht statt, weil er ohnehin nur in staatlichen Institutionen möglich war. Die einzige große streikende Gruppe stellen deshalb Studenten dar.

Einige öffentliche Gebäude wurden von den Demonstranten bekanntlich besetzt. Faszinierend ist der Besuch - man muss sich dafür allerdings richtig anstellen - im Gebäude der Stadtverwaltung, in dem nicht zuletzt die Besucher von außerhalb Kiews mit Essen versorgt werden und auch Schlafgelenheit finden. Die Strapazen, die diese Bürger auf sich nehmen, sind groß, wie die Bilder unten beweisen.

 Gestern sah die Lage noch gefährlich aus - Provokationen und Gewalt störten den friedlichen Protest, Gerüchte über Ausnahmezustand machten die Runde. Heute kann man hören, dass an einem Kompromis gearbeitet wird: Rücktritt der Regierung, Freilassung Tymoschenkos, die Wiederaufnahme der Gespräche über das Assozierungsabkommen mit der EU u.a. ist im Gespräch. Zusammen mit dem Rückgang der Gewalt - ein gutes Zeichen.





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