19.10.2011

Regensburg - eine Stadt regiert von Gleichgültigen

Wohne in der Altstadt, eben. Jetzt mit dem Semesterbeginn und vielen (teils mit Auto) zugezogenen Studenten, zahlreichen Straßenarbeiten usw. erleben wir, die Autofahrer unter den ca. 12 000 Altstadtbewohnern, jeden Abend einen Horror. Es dauert ca. 20 Min., bis man alle Stellen überprüft hat, an denen es Bewohnerparkplätze gibt. Damit wird das Problem normalerweise nicht gelöst. Man fährt also wieder durch. Man kann so mehrere Runden drehen... Deutschland ist ein ökologisches Land, Bayern sowieso, nicht wahr?

Was tut man, wenn man noch ein Kind im Auto hat, das dabei einschläft? Wie bringt man das Kind ins weit entfernte Haus, wenn man irgendwann irgendwo einen gerade eben geräumten Parkplatz doch noch erwischt hat? Und wie wird es für uns in der Weihnachtszeit aussehen, da es bekanntlich mit Parkplätzen am schlimmsten aussieht? Deutschland ist kein kinderfreundliches Land, das wissen wir schon; aber auch Bayern?

Das interessiert diejenigen, die uns in Regensburg regieren, gar nicht. Diese Menschen überlassen diese Probleme Herrn Zierzlmeier, der in einer Stadtuniform auf die Straße geschickt wird, um die falsch Parkenden zu bestrafen. Frau Kellner vom Verkehrsüberwachungsdienst (Tel. 0941 507-3195) hat wiederum die Frust der abgezockten Bewohner zu kanalisieren.

Weder den Oberbürgermeister Scheidinger noch die Bürgemeister Weber und Wolbergs geht das alles etwas an. Scheidinger schickt an die Bürger, die sich bei ihm schriftlich über diese Zustände beschweren, einen verlogenen Brief mit seiner Faximile-Unterschrift, aus dem hervorgeht, dass die Stadt viele Bewohnerparktplätze bietet, aber es nicht immer in "unmittelbarer Nähe Ihrer Wohnung" tun kann. Mehr Frechheit und amtsmüder Abgehobenheit sind in einer Demokratie kaum denkbar.

Die Altstadt entwickelt sich zudem seit Jahren zu einer großen Säuferveranstaltung - offenbar mit der Zustimmung der regierenden sozialen Christen, die sich wahrscheinlich keine andere "Altstadtbelebung" als mit Alkohol vorstellen können. So ziehen nachts Horden von Betrunkenen durch die Gassen, schreiend, urinierend, sich übergebend und die aufgeweckten Bewohner anpöbeld. Die Stadt tut dagegen nichts. Die lautstark in lokalen Medien angepriesenen Stadtpolizisten sieht man in der Nacht niemals. Sie "patrollieren" nämlich die Altstadt vorzugsweise an schönen Sommertagen.

Es ist manchmal so, dass bei Wahlen die politischen Präferenzen mit der Stimmabgabe nichts zu tun haben. So ist es bei Protestwahl. Regensburg hat längst eine Protestwahl verdient. Die großen Parteien, vor allem die CSU, brauchen eine regelrechte Erschütterung. Wie unangenehm es sein mag, seine Stimme gegen seine dauerhaften Parteipräferenzen abzugeben, braucht Regensburg trotzdem eine Wahl, die die angeblich christlich oder (und) sozial motivierten Politiker von ihren Ämtern und Mandaten weglbläst. Schlimmer, als es z.Z. ist, kann selbst mit der Linke nicht kommen.