31.01.2022

Wer ist Jan Mayer?

Jan Mayer, der den Roman "Die Glaskugel" geschrieben hat, ist ein freischaffender Autor. Fast immer unter anderen Namen publizierte er,  meistens über politische Themen, sowohl in den Zeitungen wie "Die Zeit". "Die Welt", "Frankfurter Rundschau", "FAZ", "Sächsische Zeitung" u.a. als auch in den bekannten Internet-Medien wie "Tichy's Einblick" und "reitschuster.de".



Rezension zum Roman "Die Glaskugel" von reitschuster.de


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25.01.2022

Ist Deutschland noch im Westen verankert?


Da von "Die Welt" wortlos abgelehnt, hier und bei Reitschuster.de veröffentlicht:


Im Kalten Krieg war in der Bundesrepublik ein schwieriges, fremdsprachig anmutendes Wort erstaunlich gut bekannt: „Äquidistanz“. Es bedeutet so etwas wie „der gleiche Abstand“. Die Westdeutschen benutzten es oft, um zu bekräftigen, dass ihr Staat niemals die „Äquidistanz“ im Verhältnis zum Kreml und zum Weißen Haus anstreben wird.

Dabei versuchte Moskau in den letzten Jahren Stalins, das demokratische Deutschland mit dem Versprechen der Wiedervereinigung vom Westen zu lösen. Später trachtete der Kreml danach, die Westbindung der Bundesrepublik mit den Vorteilen der engen, nicht zuletzt wirtschaftlichen Zusammenarbeit (Gaslieferungen!) zu lockern. Trotz aller Schwankungen, für die besonders die SPD anfällig war, begriffen damals die meisten Westdeutschen, dass der Kreml sie als nützliche Idioten instrumentalisieren wollte, um die USA aus Europa zu verdrängen. Deshalb reagierte das „beste Deutschland aller Zeiten“, das von seiner Westbindung extrem profitierte, auf die sowjetischen Verlockungen stets mit dem Ruf: „Keine Äquidistanz! Wir sind fest im Westen verankert!“

Die meisten Europäer, von den Amerikanern ganz zu schweigen, hörten das gern. Hatte man nicht früher in Deutschland immer wieder die Meinung vernommen, dem Land würde es am besten gehen, wenn es mit Russland einen Ausgleich findet, sei es auf Kosten anderer? Waren Preußen und Deutschland mit dieser Ansicht nicht gut gefahren? Die Allianz des „Großen Fritz“ mit Russland in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beim Raub am polnischen Staat hatte doch große Beute erbracht: es seien nur Danzig und Großpolen mit Posen erwähnt. Die alles in allem russlandfreundliche Ära Bismarck war in die deutsche Geschichte als die Zeit des zunehmenden Wohlstands und der Stärke eingegangen. Den Amerikanern konnte zudem nicht entgangen sein, dass das mit Moskau zusammenarbeitende Deutschland, etwa in der Weimarer Republik oder in der Zeit des Hitler-Stalin-Paktes, antiamerikanisch eingestellt gewesen war. Vor diesem historischen Hintergrund stellte der atlantisch, westlich ausgerichtete deutsche Staat eine Art willkommenes Wunder dar.

Obwohl sich die aufmerksamen Beobachter über die erste Nord Stream-Pipeline und die legere Instrumentalisierung des Antiamerikanismus im Wahlkampf durch Gerhard Schröder wunderten, schien die Wiedervereinigung die Westbindung der Bundesrepublik nicht tangiert zu haben. George W. Bush bot deshalb dem von Angela Merkel angeführten Deutschland das „partnership in leadership“ an.

Mit dem kontinuierlichen Aufstieg Chinas und der Schwächung der USA testete sich die Bundesrepublik zwar immer unbefangener als die „Führungsmacht“ der EU, jedoch immer weniger als der Partner der USA. Es ignorierte das Unverständnis der Vereinigten Staaten für die sträfliche Unterfinanzierung der Bundeswehr, die amerikanische Kritik an Nord Stream 2, den Ärger des Weißen Hauses über das Handelsabkommen mit China und Washingtons Verwunderung über die eklatante Missachtung der vitalsten Sicherheitsinteressen der Ukraine nach dem russländischen Überfall im Jahre 2014.

So kam es dazu, dass sich die inzwischen vor allem im Westpazifik engagierten Amerikaner daran gewöhnten, dass Berlin unter Angela Merkel auch ohne den nennenswerten Druck aus Russland die Verwirklichung des alten Moskauer Traumes von der Schwächung des amerikanischen Präsenz in Europa beförderte. Diese Schwächung trug wiederum zum anmaßenden Auftreten des Kreml-Regimes entscheidend bei, das innenpolitisch nicht vor Diebstahl, Lügen und Mord zurückscheut, und außenpolitisch nun von den Amerikanern die Demontage der NATO in Europa fordert, dem Minsker Satrapen beim Angriff auf die EU-Grenze den Rücken freihält und der Ukraine unumwunden mit dem Krieg droht…

Wie verhält sich die Ampel-Regierung in dieser bedrohlichen Lage?

Ganz auf den Spuren der Regierung Merkel schließt sie vorab sowohl den Verzicht auf Nord Stream 2 als auch den Waffenverkauf an die Ukraine aus. Vielmehr will sie zwischen Russland und der Ukraine vermitteln. Das läuft auf die Vermittlung zwischen Russland und den USA hinaus, die den Westen hinter der Drohung vereint sehen wollen, Russland werde im Falle des Überfalls auf die Ukraine mit nie da gewesenen Sanktionen bestraft.

Im Konflikt zwischen zwei Parteien muss der Vermittler zu diesen den gleichen Abstand halten. Wie hieß noch dieses fremdsprachig anmutende Wort…?

04.01.2022

Freiheit und Selbstgefälligkeit

Zwei Mal binnen zwei Wochen hat mich Facebook gesperrt. Zuerst wegen des Satzes: „Es ist lustig, dass die meisten (native) Deutschen Hoffnungen mit der neuen Regierung verbinden. Wie kann man nur so naiv und politisch ... unerfahren sein“.

Der Satz ist nachzulesen auf der FB-Seite meiner Gruppe „Multiplikatoren“, auf der ich ihn nach der Sperre erneut publiziert habe, und zwar mit der Absicht, zu überprüfen, ob sich wieder ein Denunziant findet, der den Facebook über meinen „Verstoß“ informieren wird. Das ist bisher nicht geschehen.
Es hat sich aber vorgestern doch ein Zuträger gefunden, der mir eine diesmal einmonatige Sperre beschert hat, indem er beim FB einen anderen Post von mir anzeigte: „Das Kleben an Merkel ist eine typisch deutsche Methode, von eigenen Fehlern, Fehleinschätzungen, Dummheiten in ihrer Regierungszeit abzulenken. Die meisten Deutschen wollen nicht erkennen, dass sie in Vergangenheit – wie alle Menschen in der Welt, und vielleicht sogar häufiger – Fehler begingen, Fehleinschätzungen vornahmen, politisch dumm waren“.
Der FB geht also davon aus, dass derjenige, der behauptet, dass sich Bürger ihrer Verantwortung für ihre politischen Fehler und Dummheiten bewusst sein sollen, „Hassrede“ betreibt. Dabei greift der Facebook auf die Hilfe der Denunzianten zurück.
Denunzianten sind jene kleinen Bürger, über die die Polizisten hinter vorgehaltener Hand lächelnd erzählen, dass wenn sie allen an sie herangetragenen Meldungen – wegen Falschparken, Straßenüberqueren an falscher Stelle, lautem Benehmen im Park, Entsorgung eines verbrauchten Taschentuchs in einer auf der Straße stehenden privaten Mülltonne usw. – nachgehen würden, dann würden sie keine Zeit haben, sich um ihre eigentlichen Aufgaben zu kümmern. Denunzianten sind geistige Zwerge, die von ihren billigen Emotionen getrieben werden: dem Neid gegenüber Nachbarn, der ein größeres Haus als sie hat, der Wichtigtuerei, der Suche nach dem Sinn ihres leider sinnlosen Lebens…Rezension "Die Glaskugel"
Was bezwecken aber die Großen, die sich dieser bemitleidenswerten Gestalten bedienen und von der konstanten Meinungsfreiheitsreglementierung, für die Konzerne wie der Facebook sorgen, profitieren? Die Antwort mag überraschen: Sie sind dabei, eine neue Gesellschaft aufzubauen, in der Freiheit nichts zählt und die Menschen trotzdem zufrieden sind.
Eine solche Gesellschaft wird dann entstehen, wenn sich die Bürger in leicht manipulierbare Konsumenten umwandeln lassen. Dann wird ihnen gleichgültig sein, ob sie Frau oder Mann oder drittes Geschlecht genannt, ob sie mit Wahrheit oder Lüge konfrontiert, ob sie Kinder haben oder nicht haben, ob sie eigenverantwortlich oder gelenkt handeln, ob sie deutsche Sprache oder einen mit Querstrichen und Doppelpunkten voll gespickten Gender-Jargon benutzen werden. Hauptsache – sie kaufen die ihnen als wunderbar gepriesene Ware und sind glücklich damit.
Sie werden in einer Gesellschaft leben, in der man am Morgen mit autonomem Elektroauto dorthin fährt, wohin ein typischer Bürger so zu fahren hat: zur Arbeit, zur Einkaufsmeile, zum Einkaufen am Urlaubsort. Am Abend werden sie nach Hause zurückkehren, wo sie mit Hilfe elektronischer Geräte ihrem Bedürfnis nach sozialen Kontakten nachgehen werden.
Diese Bürger werden nur dann mit dieser neuen Gesellschaft zufrieden sein, wenn sie mit sich selbst zufrieden sein werden. Nur als selbstgefällige Menschen werden sie die gekauften Waren wunderbar und ihre Lebensart als lebenswert finden. Sie werden dann nicht fragen, woher denn ihr als „klimaneutral“ gepriesenes Fahrzeug Strom bezieht. Sie werden sich nicht die Frage stellen, von wem ihr „autonomes“ Auto gesteuert wird. Sie werden darauf stolz sein, dass sie im elektronischen Austausch mit anderen es verinnerlicht haben, darauf aufzupassen, mit ihren Meinungen nicht nur die Konzerne und Politik, sondern auch ihre Mitbürger nicht zu kritisieren. Wenn ihnen Solches trotzdem unterläuft, dann werden sie wegen dieser „Verstöße gegen die Regeln“ bestraft.
Nichts ist für die die Freiheit vernichtenden Profiteure dieser neuen Gesellschaft so gefährlich wie die Bürger, die selbstkritisch erkennen, dass sie sich an das unfreie Leben angepasst haben. Je weniger selbstkritisch und selbstgefälliger das Konsumentenvolk, desto manipulierbarer ist es.
Diese Gesellschaft ist selbstverständlich ein Ziel. Erreicht ist die „Schöne neue Welt“ (oder „Animal farm“?) noch nicht. Kann man sich ihr in den Weg stellen?
Augenblicklich sieht es danach nicht aus. Ich jedenfalls ziehe mich zu meinem Blog zurück – bis auch dieser von Denunzianten angezeigt und vom Provider zensiert wird.