Man soll gegen den Strom schwimmen. Mit dem Strom schwimmt der Müll. (Zbigniew Herbert)
18.10.2015
Unsinn des russischen Expansionismus
Russland
zeigt sich heute blind dafür, dass die expansionistische Zugabe der
„russischen Welt“, die sich das Großfürstentum Moskau vor Jahrhunderten
aneignete, längst ausgedient hat. Widersinnig und ohne auf sein bescheidenes
ökonomisches und militärisches Potenzial zu achten, hält der Kreml am
imperialen Prinzip fest, weil es nicht zu den Grenzen des Großfürstentums
Moskau vom XVI. Jahrhundert zurückkehren will. Gibt aber Russland den
Expansionismus nicht auf und öffnet es sich nicht der ehrlichen Partnerschaft
mit der westlichen Welt, wird es sich einerseits Schritt für Schritt zum – wie
es Zbigniew Brzeziński formulierte – „Vasallen Chinas“ entwickeln. Im Jahre
2014 wurde China in der Tat auf dem Energie- (Gasexporte) und Finanzgebiet
(Stützung des im Dezember 2014 im freien Fall begriffenen Rubels) zum
Schlüsselpartner Russlands. Andererseits wird der Kreml darauf angewiesen sein, im Lande die Kriegsstimmung zu erzeugen, die nicht nur auf die Ukraine,
sondern überhaupt auf die Außenwelt abstoßend wirkt. Wenn amerikanische
Versuche, mit militärischen Mitteln Werte der westlichen Welt in fremde
kulturelle Kontexte zu exportieren, scheitern, betrachten die USA den
angerichteten Schaden und ändern ihre Politik, ohne sich selbst in Frage zu
stellen. Das Putin’sche Desaster wird dagegen unausweichlich die russische
Identität mit in den Abgrund ziehen. Und das ist auch der größte Gewinn dieser Politik.