Eben deshalb wird er in Deutschland nicht gemocht.
Man soll gegen den Strom schwimmen. Mit dem Strom schwimmt der Müll. (Zbigniew Herbert)
27.02.2013
Warum mögen die meisten Deutschen Benedikt XVI. nicht?
Warum ist der größte Deutsche der Moderne, Benedikt XVI., in Deutschland so unbeliebt? Er liebt doch die Menschen und den Frieden, er ist klug, ehrlich, mutig, bescheiden. Er fordert von Menschen, dass sie einander lieben und den Frieden schützen sollen, dass sie klug, ehrlich, mutig und bescheiden sein sollen.
20.02.2013
Joachim Gauck an der Regensburger Universität
Gestern - am 19. Februar - fand an der Uni Regensburg ein Treffen mit unserem Bundespräsidenten Joachim Gauck statt. Dieser außergewöhnliche Mann, den wir nur einer außergewöhnlichen politischen Konstellation vor einem Jahr und zum Glück nicht der Entscheidung der Bundeskanzlerin verdanken (siehe dazu meine hier vor einem Jahr veröffentlichten Posts; etwa: http://jerzy-mackow.blogspot.de/2012/02/zuerst-gauck-for-president-dann.html), machte auch in Regensburg einen tollen Eindruck: einnehmend, witzig, natürlich. Alles in allem ergab jedoch die Diskussion "über Europa", in der das Staatsoberhaupt bloß eine Statistenrolle spielte, nichts. Das zentrale Problem Europas, das der Präsident am Anfang der Runde noch direkt ansprechen konnte - "die Mauer in Köpfen" -, wurde so gut wie nicht thematisiert. Die Veranstaltung wurde deshalb zur einer ausgerechnet bei dieser Person und diesem Amt ganz unnötig untertänig wirkenden Selbstdarstellung der Universität vor dem Hohen Gast. Damit blieben der Intellekt und die rhetorische Begabung Joachim Gaucks unterfordert.
Schade. Denn der mit der Erfahrung des Kommunismus "gesegnete" ostdeutsche Antikommunist Joachim Gauck hätte unter anderen Bedingungen sicher einen glänzenden Gesprächspartner zum Thema Europa abgegeben. Gauck versteht es: Was für das Verhältnis Westdeutschland-Ostdeutschlands gilt, gilt auch zumindest teilweise für das Verhältnis Deutschland-Europa. Hierzulande wird jedoch das immer noch eklatante Scheitern der kulturell-geistigen Integration von Westen und Osten Deutschlands tausendfach konstatiert, ohne dass kritisch nachgefragt wird, woran es liegt. Hätte man aber diese Frage gestellt, dann könnte man aus diesem deutschen Scheitern recht viel für Europa lernen. Denn das Desinteresse der Westdeutschen an Ostdeutschland (die auch an unserer Uni offensichtlich ist) und die westdeutsche Vermischung von Westdeutschland mit Deutschland haben die gleichen zwei Ursachen wie das Desinteresse der Westeuropäer an Mittel-, Südost-, Nordost- und Osteuropa: Ignoranz und Arroganz.
Die Ignoranz bezieht sich vor allem auf die Geschichte, die Geographie und das Verständnis für die Besonderheiten der Entwicklungen in "den östlichen Ländern". Die Arroganz entspringt wiederum der Sozialpsychologie der Vermeintlich Besser Entwickelten. Diese Ignoranz und Arroganz führen dazu, dass die Westdeutschen (bzw. die westeuropäischen EU-Mitglieder) immer noch von der Mauer (der alten EU) träumen, die sie zudem allen Ernstes von jeher für "Deutschland" ("Europa") halten.
Aus diesen Sachverhalten ergeben sich Fragen, die jeder universitären Diskussion über Europa gut täten: Wie soll man über die europäische Identität ausgerechnet in Deutschland, wo der Geschichtsunterricht in Schulen de facto abgeschafft worden ist, überhaupt sprechen? Oder: Wie kann man in einer materialistischen Arbeits- und Spaßgesesellschaft den idealistischen Einsatz für Europa fördern? Oder auf die Uni bezogen: Wie kann man die "westlichen" Studenten für die Veranstaltungen und Studiengänge, die sich mit "dem Osten" beschäftigen, begeistern, wenn die meisten von ihnen nicht nur die "osteuropäische", sondern auch die eigene Geschichte nicht kennen und trotzdem in ihrer Gesellschaft Spaß und Erfolg haben können? Last but not least: Wie soll man solche feinen Zielsetzungen anstreben an einer dauerhaft unterfinanzierten Universität, die sich längst zu einer Massenfortbildungsstätte für beinahe Hälfte der jungen Erwachsenenpopulation entwickelt hat?
Nur wenn man sich mit solchen Fragen beschäftigt, beschäftigt man sich auch mit der europäischen Wirklichkeit. Und sie kann niemanden, der europäisch denkt, zufrieden stellen. Der einfachste bzw. billigste Weg, der Unzufriedenheit zu entkommen, ist Selbstlob.
Schade. Denn der mit der Erfahrung des Kommunismus "gesegnete" ostdeutsche Antikommunist Joachim Gauck hätte unter anderen Bedingungen sicher einen glänzenden Gesprächspartner zum Thema Europa abgegeben. Gauck versteht es: Was für das Verhältnis Westdeutschland-Ostdeutschlands gilt, gilt auch zumindest teilweise für das Verhältnis Deutschland-Europa. Hierzulande wird jedoch das immer noch eklatante Scheitern der kulturell-geistigen Integration von Westen und Osten Deutschlands tausendfach konstatiert, ohne dass kritisch nachgefragt wird, woran es liegt. Hätte man aber diese Frage gestellt, dann könnte man aus diesem deutschen Scheitern recht viel für Europa lernen. Denn das Desinteresse der Westdeutschen an Ostdeutschland (die auch an unserer Uni offensichtlich ist) und die westdeutsche Vermischung von Westdeutschland mit Deutschland haben die gleichen zwei Ursachen wie das Desinteresse der Westeuropäer an Mittel-, Südost-, Nordost- und Osteuropa: Ignoranz und Arroganz.
Die Ignoranz bezieht sich vor allem auf die Geschichte, die Geographie und das Verständnis für die Besonderheiten der Entwicklungen in "den östlichen Ländern". Die Arroganz entspringt wiederum der Sozialpsychologie der Vermeintlich Besser Entwickelten. Diese Ignoranz und Arroganz führen dazu, dass die Westdeutschen (bzw. die westeuropäischen EU-Mitglieder) immer noch von der Mauer (der alten EU) träumen, die sie zudem allen Ernstes von jeher für "Deutschland" ("Europa") halten.
Aus diesen Sachverhalten ergeben sich Fragen, die jeder universitären Diskussion über Europa gut täten: Wie soll man über die europäische Identität ausgerechnet in Deutschland, wo der Geschichtsunterricht in Schulen de facto abgeschafft worden ist, überhaupt sprechen? Oder: Wie kann man in einer materialistischen Arbeits- und Spaßgesesellschaft den idealistischen Einsatz für Europa fördern? Oder auf die Uni bezogen: Wie kann man die "westlichen" Studenten für die Veranstaltungen und Studiengänge, die sich mit "dem Osten" beschäftigen, begeistern, wenn die meisten von ihnen nicht nur die "osteuropäische", sondern auch die eigene Geschichte nicht kennen und trotzdem in ihrer Gesellschaft Spaß und Erfolg haben können? Last but not least: Wie soll man solche feinen Zielsetzungen anstreben an einer dauerhaft unterfinanzierten Universität, die sich längst zu einer Massenfortbildungsstätte für beinahe Hälfte der jungen Erwachsenenpopulation entwickelt hat?
Nur wenn man sich mit solchen Fragen beschäftigt, beschäftigt man sich auch mit der europäischen Wirklichkeit. Und sie kann niemanden, der europäisch denkt, zufrieden stellen. Der einfachste bzw. billigste Weg, der Unzufriedenheit zu entkommen, ist Selbstlob.
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14.02.2013
Der Fall Schavan
Der Fall Schavan hat aufs Neue gezeigt, wie unerträglich verlogen Menschen sein können, die es in Deutschland zu etwas gebracht haben und wie wenig die Leistungen des deutschen Bildungswesens wert sein können. Vielleicht noch wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass in der Öffentlichkeit über die Dramatik dieses Problems hinweg gesehen wird. Offenbar ist die Billigung der (nicht nur universitären) Schlamperei und des (nicht nur ministerialen) Betrugs sehr weit verbreitet. Hauptsache: Sie bringen Erfolg. Bloß der politischen Opposition verdanken wir die (meist vorgetäusche) Empörung, die Angst der Kanzlerin, diese Empörung könnte ansteckend werden und - in der letzten Konsequenz - den Rücktritt der Ministerin.
Was soll man den ehrlichen, klugen und fleißigen Menschen sagen, die promovieren wollten, aber es sich nicht trauten? "Schade, dass ihr nicht so karrieregeil gewesen seid".
Was soll man den ehrlichen, klugen und fleißigen Menschen sagen, die promovieren wollten, aber es sich nicht trauten? "Schade, dass ihr nicht so karrieregeil gewesen seid".
03.02.2013
Erolg oder Sumpf. Polen-Reihe 7: Materieller Erfolg im moralischen Sumpf
Wenn man in Sinne der eingangs gestellten Frage nun Bilanz ziehen
will, muss konstatiert werden, dass trotz aller Probleme der Innenpolitik das freie und deshalb wirtschaftlich erstarkte Polen wieder eine Brücke zwischen Ost und West geschlagen
hat. Vor dem Hintergrund dieses großartigen Erfolges scheint die Ratlosigkeit
Zbigniew Herberts über den Zustand seines Vaterlandes irrelevant. Es kommt
hinzu, dass im konkreten Fall Józef Oleksys die Staatsanwaltschaft die gegen den
ehemaligen Premierminister gerichteten Vorwürfe fallen ließ. Er hatte zwar elf
Jahre lang Kontakte zu einem KGB-Agenten gepflegt und von diesem auch Geschenke erhalten.
Verräter wäre er aber nicht gewesen.
In der westlichen Gesellschaft kann bekanntlich kein
stärkerer Beweis der Unschuld als der juristische geliefert werden, auch wenn ein solcher manchmal keiner ist. Ob jemand
satisfaktionsfähig ist, spielt hier, wo Anwälte wichtiger als Moralisten sind,
ohnehin kaum eine Rolle mehr. Deshalb konnte Oleksy nach der Jahrtausendwende
noch Innenminister und sogar stellvertretender Premierminister ausgerechnet in
der Regierung werden, unter der sich die Rywin-Affäre abspielte. Trotzdem wird
in Polen oft noch beklagt, dass seine politische Karriere durch unberechtigte
Vorwürfe „ruiniert“ worden ist.
Die Alternative – entweder moralischer Sumpf oder Erfolg – ist
offenbar falsch. Beides kann durchaus Hand in Hand gehen. Insofern scheint Polen
im Westen angekommen zu sein.
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