Als Reaktion auf den zweiten Text meiner Polen-Reihe werde ich immer wieder ein bisschen verschämt gefragt, weshalb die polnische Wirtschaft denn nun so stark ist. Ich kann nur kurz antworten: Weil sie polnisch ist. Die Polen haben - nicht nur in der Moderne - immer schon gut gewirtschaftet (Drucki-Lubecki, Grabski, sogar der kommunistische Wiederaufbau hatte positive Seiten). Vorausgesetzt: Ihre Nachbarn mischten sich nicht oder nur eingeschränkt in die polnische Ökonomie ein. Dies gilt selbstverständlich auch für den heutigen Erfolg. Kaum auszudenken, wie schlimm Polen wirtschaftlich heute stehen würde, wenn es nach dem Kommunismus zum westdeutschen Wirtschaftskondominium und einer "sozialen Marktwirtschaft" wie die neuen Bundesländer geworden wäre. Ebenso kaum auszudenken, wie schlimm sich Polen im Rahmen des gegenwärtigen russischen Staatskapitalismus entwickelt hätte.
Auch aus Gründen der ökonomischen Vernunft muss Polen also seine Unabhängigkeit wahren (und deshalb die Demokratisierung der EU fördern).