1) Lech Wałęsa – gemäß den inzwischen zugänglichen Unterlagen der kommunistischen Geheimpolizei Ende Dezember 1970 als "Bolek" registriert – war in den Jahren 1970-1976 ein geheimer Mitarbeiter (Polnisch: tajny wspołpracownik - TW) des Sicherheitsdienstes der Volksrepublik Polen (SB) gewesen.
2) Er berichtete in dieser Zeit über die politischen Aktivitäten seiner Kollegen an der Lenin-Werft und nahm dafür relativ viel Geld. Betroffene behaupten, dass er damit den Arbeitern, die sich für Rechte der Beschäftigten einsetzten, geschadet hatte.
3) Er hat im Jahre 1976 aus freien Stücken die Beziehungen zum SB abgebrochen, womit er Nachteile in Kauf genommen hat, die auf ihn dann auch zukamen (etwa Arbeitsverlust).
4) Er hat während der achtziger Jahre als Vorsitzender der am 13. Dezember 1981 von der Herrschaftsclique um Wojciech Jaruzelski verbotenen Gewerkschaftsbewegung "Solidarnosc" auf die Verständigung mit den Kommunisten gesetzt. Die damalige Politik von Wałęsa hat Polen wahrscheinlich vor einer Tragödie des Krieges mit der Sowjetunion gerettet. Für diese Politik kritisierten ihn damals viele Menschen aus der antikommunistischen Bewegung, die im Gegensatz ihm eine Konfrontation mit den kommunistischen Machthabern und die Machtübernahme durch die "Solidarnosc" anstrebten. Heute in Polen mächtig, stehen diese Menschen auf seiner Seite, indem sie die Wahrheit über die unter den Punkten 1, 2 und 3 beschriebenen Zusammenhänge konsequent verschleiern.
5) Wałęsa versuchte behutsam, in seinen (ersten) Memoiren (1988) die Episode der Zusammenarbeit mit dem SB anzudeuten. Sehr wenige Menschen in Polen haben diese Tatsache damals zur Kenntnis genommen. In den polnischen Machtkämpfen der frühen neunziger Jahre haben die damaligen politischen Gegner Wałęsas (etwa Adam Michnik in der "Gazeta Wyborcza") versucht, ihr Wissen über seine Zeit als TW politisch auszuschlachten, ohne jemals über die Andeutungen hinauszugehen.
6) Als Präsident der Republik Polen hat Wałęsa in den Jahren 1992-1994 die in den Archiven des Sicherheitsdienstes der Republik Polen (UOP) befindlichen Dokumente des inzwischen aufgelösten kommunistischen Sicherheitsdienstes, die ihn betrafen und damals noch als geheim eingestuft waren, ausgeliehen und unvollständig zurückgegeben (es fehlen mehrere Dutzend Seiten). Die zuvor erstellten Kopien dieser Dokumente wurden freilich von einigen wenigen Historikern als Quelle benutzt.
7) All das hätten alle in Polen problemlos wissen können, lange bevor die Frau des verstorbenen kommunistischen Innenministers, Czeslaw Kiszczak, im Februar 2016 versuchte, die in ihrem Haus aufbewahrten Unterlagen des kommunistischen Sicherheitsdienstes, die die Verpflichtungserklärung Wałęsas und die Zuträger-Zuschriften Boleks enthalten, der "polnischen Gauckbehörde" (IPN) zu verkaufen. Im Jahre 2008 ist übrigens das wichtige, ausgezeichnete Buch "SB a Wałęsa" zu diesem Thema publiziert worden, das die Historiker Slawomir Cenckiewicz (mittlerweile Geschichtsprofessor) und Piotr Gontarczyk geschrieben hatten. Die heutigen Anhänger von Wałęsa (darunter "Gazeta Wyborcza") haben es niemals gewürdigt. Beide Autoren wurden vielmehr oft diffamiert.
8) Die von Frau Kiszczak "entdeckten" Unterlagen wurden am 22. Februar 2016 gemäß den polnischen Gesetzen Journalisten und Wissenschaftlern zugänglich gemacht. Dafür wurde die IPN massiv kritisiert. "Gazeta Wyborcza" zweifelte die Echtheit der Unterlagen und forderte mehrfach eine graphologische Untersuchung. Mittlerweile (November 2016) interessiert sich in Polen kaum jemand für das Thema.
9) Knapp ein Jahr später erklärten Graphologen, dass die besagten Unterlagen ohne jeden Zweifel echt sind.
10) In Deutschland hat nach meinem Wissen niemand klar geschrieben: Lech Wałęsa war ein Spitzes des kommunistischen Geheimdiensten gewesen. Das geschah nicht, weil selbst einige "Polen-Experten" es nicht wissen, und andere die Wahrheit nicht schätzen.
11) Der Betroffene behauptet stets, niemals mit dem SB zusammengearbeitet zu haben.
11) Der Betroffene behauptet stets, niemals mit dem SB zusammengearbeitet zu haben.