http://en.wikipedia.org/wiki/Leszek_Miller |
Die so genannte Rywin-Affäre der zweiten Hälfte des Jahres
2002 und deren parlamentarische Untersuchung im folgenden Jahr offenbarten die
wohl spektakulärsten Formen der Korruption in der polnischen Republik. Da gibt
es den mit dem postkommunistischen Premierminister (Leszek Miller) gutes
Verhältnis pflegenden Chefredakteur und Mitbesitzer der wohl wichtigsten
Tageszeitung im Lande (Adam Michnik),
http://en.wikipedia.org/wiki/Adam_Michnik |
Der polnische Staat ist vielleicht nicht so korrupt wie ihn die Rywin-Affäre erscheinen lässt, aber Umfragen zeigen, dass die meisten Polen von seiner Ehrlichkeit gar nicht überzeugt sind. Zwar geht die Korruption zurück: Gemäß „Transparency International“ rangierte die Republik Polen vor einem Jahrzehnt noch unter den „ehrlichen“ Staaten auf dem 64 Platz. Inzwischen steigerte er sich auf den 41. Platz. Damit gehört Polen – zusammen mit Ungarn und Slowenien – den am wenigsten korrupten postkommunistischen Ländern an. Zufriedenstellend ist diese Positionierung jedoch nicht.
Die Korruption wird nicht zuletzt durch die Kartellisierung des
politischen Systems gefördert. Die Kartelle expandieren aber über das
politische System hinaus und scheinen mittlerweile das öffentliche Leben fest
im Griff zu haben – inbegriffen freie Berufe, Richter, Staatsanwälte, Medien,
Universitäten u.a.m. Nicht nur politische, sondern auch die gesellschaftliche
Freiheit wird dadurch unterminiert. Der Staat steuert dieser antibürgerlichen
und oft nepotischen Kartellisierung nicht entgegen, sondern vielmehr begünstigt
er sie.
Es handelt sich dabei um für postkommunistische Länder typische
Erscheinungen. Sie sind mehr oder weniger mit dem bis heute nicht überwundenen Erbe
des Totalitarismus verbunden, der eine Art Privatisierung des Staates
praktizierte. Die Machtausübung war mit Privilegien verbunden, was eine Kultur
der Selbstbedienung förderte, die immer noch gegenwärtig ist, zumal Polen nach
1989 nicht die Möglichkeit gehabt hatte, die Eliten des kommunistischen
Parteistaates ganz auszutauschen.Fortsetzung folgt