25.01.2020

Deutschland und wir, seine Ausländer

Es war einmal so, dass es wenige Ausländer und viel Ausländerfeindlichkeit gab, die der falschen Überzeugung vieler Deutschen entsprang, es hätte in Deutschland viel zu viele Ausländer gegeben. Schlechter Akzent (kein französischer) wurde einem Ausländer von einem ausländerfeindlichen Deutschen nicht verziehen, selbst wenn der Ausländer viel Arbeit investiert hat und Deutsch gut beherrschte (der Franzose - "in schmutziger Hose!" - wurde hingegen freundlich angelächelt, wenn er sein katastrophales Deutsch vorführte). "Den Schwarzen" durfte man gleich duzen, wenn man ihn zum ersten Mal traf. Den Menschen "mit südländischem Aussehen" durfte der ausländerfeindliche Deutsche schief angucken, ohne dass dieser den Mund zu öffnen brauchte. Damals waren noch "Asylant" und "Wirtschaftsasylant" so etwas wie Schimpfwörter: zusammen mit "Kanacke" (deutsche Sprache kennt ohnehin keine starken Schimpfworte). Später setzte man dieser Diskriminierung bzw. Ablehnung im Alltag politisch-korrekte Sprache entgegen: die Ausländer mutierten zu "Menschen mit Migrationshintergrund", die Termini "Asylant" und "Wirtschaftsasylant" verschwanden fast. Von nun an konnte man nur an der Tonlage oder Augen erkennen, ob ein Deutscher ausländerfeindlich ist. Heute gibt es Millionen "Deutsche mit Migrationshintergrund", von denen einige wenige "Familienväter" erschlagen, "Frauen" begrabschen oder vergewaltigen und "deutsche Rentner" treten (Rentner bleiben wahrscheinlich deshalb in der vorherrschenden Sprachregelung immer noch deutsch, weil sie wegen ihres Alters als Eingeborene gelten müssen). Vor den "Deutschen mit Migrationshintergrund" haben viele Väter, Frauen und deutsche Rentner in diesem Land Angst. Mal sehen, was ich als Ausländer (das bin ich in meinem, antiquierten Deutsch nach wie vor) noch alles an sprachlichen Wandlungen werde beobachten dürfen.